Was ist ein Schelmenroman?
Der Schelmenroman oder pikarischer/pikaresker Roman (aus dem Spanischen: pícaro = Schelm) schildert Abenteuer aus der Perspektive eines Heldens. Dieser Held stammt aus den unteren gesellschaftlichen Schichten und ist deshalb ungebildet. Er hat keinen Einfluss auf die Geschehnisse um ihn herum, schafft es jedoch immer sich aus allen gefährlichen Situationen zu retten. Traditionellerweise ist der Schelmenroman eine Autobiographie.
Entstehung des Schelmenroman/ Bedeutung des Wortes Schelm
Der Schelmenroman stammt aus Spanien vom 16. Jahrhundert. Der erste frühe Vertreter ist der 1554 spanische, anonym erschienene Lazarillo de Tormes, indem die Hauptfigur ein „picaro“ ist. Dieses spanische Wort heist übersetzt "gemeiner Kerl von üblem Lebenswandel". Frühe deutsche Übersetzungen gaben „picaro““mit "Landstörtzer" („Landstreicher") wieder. Erst im 18. Jahrhundert bürgerte sich der Begriff "Schelm" ein, nachdem er seine ursprünglich negative Konnotation verloren hatte. Mit Mateo Alemáns Guzmán de Alfarache (1599) wurde der Schelmenroman in Spanien populär und fand viele Nachahmer.
Wichtige deutsche Verfasser der Schelmenromane
In der Barockliteratur war der Schelmenroman eine der drei Romanformen. Prägend für den deutschen Schelmenroman war Aegidii Albertinis deutsche Übertragung des Guzmán de Alfarache (Der Landstörtzer Guzman von Alfarache, 1615). Der wichtigste deutsche Schelmenroman ist Der abenteuerliche Simplicissimus (1668) von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, welcher auch als erster deutschsprachiger Abenteuerroman galt. Weitere wichtige Verfasser waren: Johann Beer, Daniel Speer und Christian Reuter.
Inhalt eines typischen Schelmenroman
Der Schelm begibt sich auf Reisen und die dabei erlebten Abenteuer sind episodenhaft, d.h. sie hängen nicht voneinander ab und können beliebig erweitert werden, was bei Übersetzungen oft der Fall war. Am Ende findet der Schelm meist zu einem geregelten Leben. Es besteht auch die Möglichkeit einer Flucht aus der Welt und der Realität.
Ziel der Verfasser
Die Verfasser der spanischen Schelmenromane waren häufig vom Judentum zum Christentum Übergetretene, die in der spanischen Gesellschaft Außenseiter waren und das Ziel hatten durch die Romane Kritik an den herrschenden Zuständen auszuüben.. Der spanische Schelmenroman fand in ganz Europa Nachahmer. In Frankreich u.a. Charles Sorels Francion (1622-33) und in in Deutschland erschienen Übersetzungen, die oft erweitert wurden.
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