Paul Gerhard
Leben
Paul Gerhard wurde am 12. Maerz 1607 in Graefenhainichen in Sachsen geboren.
Er Studierte Theologie an der lutherischen Universitaet Wittenberg von 1628-?
In Wittenberg erlebte er auch den Krieg und das Massenleiden und Sterben in der Pest mit, welches ihn sehr praegte. 1642 verfasste er sein erstes Gelegenheitsgedicht.
Nach seinem abgeschlossenem Studium in Wittenberg, zog er nach Berlin. Hier sah er auch grosses Leid, da die Stadt durch den Krieg stark zerstoert und durch die Pest und andere Krankheiten viele Leute starben. In Berlin heiratete er und fing an Gedichte und Kirchenlieder zu schreiben. Diese handelten aber weniger von dem Leid und vom Tod, sondern sollten die Menschen eher ermutigen trotz des vielen Leids nicht aufzugeben.
Durch Bekanntschaften mit Mitgliedern der Kirche, wurde es ihm im Jahr 1651 nach Mittenwalde, wo er eine Stelle als Pfarrer bekam.
Spaeter arbeitete Gerhard noch in Berlin und Luebben als Pfarrer. In dieser Zeit schrieb er weiterhin zahlreiche Kirchenlieder.
Lyrik
Paul Gerhards schrieb Kirchenlieder fuer alle Lebenslagen, Jahreszeiten und alle Arten von Schicksalsschlaegen. In diesen praedigt er immer wieder Frieden, Hoffnung und Vertrauen in den Glauben und die Kirche. Seine Lieder waren typisch fuer die Barockzeit, da sie sich haeufig mit dem Tod beschaeftigten und die Vergaenglichkeit und Sterblichkeit des Menschen deutlich machen. Er ermutigt die Menschen in seinen Liedern aber auch dazu, nicht aufzugeben und Vertrauen in Gott zu haben.
Lieder
Ich steh an deiner Krippen hier
Ich steh an deiner Krippe hier,
O Jesu du mein Leben;
Ich komme, bring und schenke dir,
Was du mir hast gegeben.
Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn,
Herz, Seel und Mut, nimm alles hin
Und laß dir's wohlgefallen.
2. Da ich noch nicht geboren war,
Da bist du mir geboren
Und hast mich dir zu eigen gar,
Eh ich dich kannt, erkoren.
Eh ich durch deine Hand gemacht,
Da hast du schon bei dir bedacht,
Wie du mein wolltest werden.
3. Ich lag in tiefster Todesnacht,
Du warest meine Sonne,
Die Sonne die mir zugebracht
Licht, Leben, Freud und Wonne.
O Sonne, die das werte Licht
Des Glaubens in mir zugericht't,
Wie schön sind deine Strahlen.
4. Ich sehe dich mit Freuden an
Und kann mich nicht satt sehen;
Und weil ich nun nichts weiter kann,
Bleib ich anbetend stehen.
O daß mein Sinn ein Abgrund wär
Und meine Seel ein weites Meer,
Daß ich dich möchte fassen !
5.Wann oft mein Herz vor Kummer weint
Und keinen Trost kann finden,
Da ruft mir's zu: Ich bin dein Freund,
Ein Tilger deiner Sünden.
Was trauerst du, o Bruder mein?
Du sollst ja guter Dinge sein,
Ich sühne deine Schulden. |
6. O daß doch so ein lieber Stern
Soll in der Krippen liegen !
Für edle Kinder großer Herrn
Gehören güldne Wiegen.
Ach Heu und Stroh ist viel zu schlecht,
Samt, Seide, Purpur wären recht,
Dies Kindlein drauf zu legen !
7.Nehm weg das Stroh, nehm weg das Heu!
Ich will mir Blumen holen,
Daß meines Heilands Lager sei
Auf lieblichen Violen;
Mit Rosen, Nelken, Rosmarin
Aus schönen Gärten will ich ihn
Von oben her bestreuen.
8. Du fragest nicht nach Lust der Welt
Noch nach des Leibes Freuden;
Du hast dich bei uns eingestellt,
An unsrer Statt zu leiden,
Suchst meiner Seele Herrlichkeit
Durch dein selbsteignes Herzeleid;
Das will ich dir nicht wehren.
9. Eins aber hoff ich wirst du mir,
Mein Heiland, nicht versagen:
Daß ich dich möge für und für
In meinem Herzen tragen.
So laß mich doch dein Kripplein sein;
Komm, komm und lege bei mir ein
Dich und all deine Freuden !
9a. Zwar sollt ich denken, wie gering
Ich dich bewirten werde:
Du bist der Schöpfer aller Ding,
Ich bin nur Staub und Erde.
Doch du bist so ein frommer Gast,
Daß du noch nie verschmähet hast
Den der dich gerne siehet.
|
Befiehl du deine Wege
Befiehl du deine Wege,
Und was dein Herze kränkt,
Der allertreusten Pflege
Des, der den Himmel lenkt!
Der Wolken, Luft und Winden,
Gibt Wege, Lauf und Bahn,
Der wird auch Wege finden,
Da dein Fuß gehen kann.
2. Dem Herren mußt du trauen,
Wenn dir's soll wohlergehn;
Auf sein Werk must du schauen,
Wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen
Und mit selbsteigner Pein
Läßt Gott sich gar nichts nehmen,
Es muß erbeten sein.
3. Dein' ew'ge Treu' und Gnade,
O Vater, weiß und sieht,
Was gut sei oder schade
Dem sterblichen Geblüt;
Und was du dann erlesen,
Das treibst du, starker Held,
Und bringst zum Stand und Wesen,
Was deinem Rat gefällt.
4. Weg' hast du allerwegen,
An Mitteln fehlt dir's nicht;
Dein Tun ist lauter Segen,
Dein Gang ist lauter Licht,
Dein Werk kann niemand hindern,
Dein' Arbeit darf nicht ruhn,
Wenn du, was deinen Kindern
Ersprießlich ist, willst tun.
5. Und ob gleich alle Teufel
Hier wollten widerstehn,
So wird doch ohne Zweifel
Gott nicht zurückegehn;
Was er sich vorgenommen,
Und was er haben will,
Das muß doch endlich kommen
Zu seinem Zweck und Ziel.
6. Hoff, o du arme Seele,
Hoff und sei unverzagt!
Gott wird dich aus der Höhle,
Da dich der Kummer plagt,
Mit großen Gnaden rücken;
Erwarte nur die Zeit,
So wirst du schon erblicken
Die Sonn' der schönsten Freud'. |
7. Auf, auf, gib deinem Schmerze
Und Sorgen gute Nacht!
Laß fahren, was dein Herze
Betrübt und traurig macht!
Bist du doch nicht Regente
Der alles führen soll;
Gott sitzt im Regimente
Und führet alles wohl.
8. Ihn, ihn laß tun und walten,
Er ist ein weiser Fürst
Und wird sich so verhalten,
Daß du dich wundern wirst,
Wenn er, wie ihm gebühret,
Mit wunderbarem Rat
Die Sach' hinausgeführet,
Die dich bekümmert hat.
9. Er wird zwar eine Weile
Mit seinem Trost verziehn
Und tun an seinem Teile,
Als hätt' in seinem Sinn
Er deiner sich begeben,
Und sollt'st du für und für
In Angst und Nöten schweben,
Frag' er doch nichts nach dir.
10. Wird's aber sich befinden,
Daß du ihm treu verbleibst
So wird er dich entbinden,
Da du's am mind'sten gläubst;
Er wird dein Herze lösen
Von der so schweren Last,
Die du zu keinem Bösen
Bisher getragen hast.
11. Wohl dir, du Kind der Treue!
Du hast und trägst davon
Mit Ruhm und Dankgeschreie
Den Sieg und Ehrenkron'.
Gott gibt dir selbst die Palmen
In deine rechte Hand,
Und du singst Freudenpsalmen
Dem, der dein Leid gewandt.
12. Mach End', o Herr, mach Ende
An aller unsrer Not,
Stärk unsre Füß' und Hände
Und laß bis in den Tod
Uns allzeit deiner Pflege
Und Treu' empfohlen sein,
So gehen unsre Wege
Gewiß zum Himmel ein.
|
Froehlich soll mein Herze springen
Fröhlich soll mein Herze springen
Dieser Zeit, Da vor Freud'
Alle Engel singen.
Hört, hört, wie mit vollen Chören
Alle Luft Laute ruft:
Christus ist geboren!
2. Heute geht aus seiner Kammer
Gottes Held, Der die Welt
Reißt aus allem Jammer.
Gott wird Mensch dir, Mensch, zugute.
Gottes Kind, Das verbind't
Sich mit unserm Blute.
3. Sollt' uns Gott nun können haßen,
Der uns gibt, Was er liebt
Über alle Massen?
Gott gibt, unserm Leid zu wehren,
Seinen Sohn Aus dem Thron
Seiner Macht und Ehren.
4. Sollte von uns sein gekehret,
Der sein Reich Und zugleich
Sich uns selbst verehret?
Sollt' uns Gottes Sohn nicht lieben,
Der jetzt kömmt, Von uns nimmt,
Was uns will betrüben?
5. Hätte vor der Menschen Orden
Unser Heil Einen Greu'l,
Wär'er nicht Mensch worden.
Hätt' er Lust zu unserm Schaden,
Ei, so würd' Unsre Bürd'
Er nicht auf sich laden.
6. Er nimmt auf sich, was auf Erden
Wir getan, Gibt sich an,
Unser Lamm zu werden,
Unser Lamm, das für uns stirbet
Und bei Gott Fuer den Tod
Gnad' und Fried' erwirbet.
7. Nun, er liegt in seiner Krippen,
Ruft zu sich Mich und dich,
Spricht mit süßen Lippen:
Laßet fahr'n, o liebe Brüder,
Was euch quält, Was euch fehlt,
Ich bring' alles wieder. |
8. Ei, so kommt und laßt uns laufen!
Stellt euch ein, Groß und klein,
Eilt mit großem Haufen!
Liebt den, der vor Liebe brennet;
Schaut den Stern, Der uns gern
Licht und Labsal gönnet.
9. Die ihr schwebt in großen Leiden,
Sehet, hier Ist die Tür
Zu den wahren Freuden.
Faßt ihn wohl, er wird euch führen
An den Ort, Da hinfort
Euch kein Kreuz wird rühren.
10. Wer sich fühlt beschwert im Herzen,
Wer empfind't Seine Sünd'
Und Gewißensschmerzen,
Sei getrost, hier wird gefunden,
Der in Eil' Machet heil
Die vergift'ten Wunden.
11. Die ihr arm seid und elende,
Kommt herbei, Füllet frei
Eures Glaubens Hände!
Hier sind alle guten Gaben
Und das Gold, Da ihr sollt
Euer Herz mit laben.
12. Süßes Heil, laß dich umfangen,
Laß mich dir, Meine Zier,
Unverrückt anhangen!
Du bist meines Lebens Leben;
Nun kann ich Mich durch dich
Wohl zufrieden geben.
13. Meine Schuld kann mich nicht drücken,
Denn du hast Meine Last
All' auf deinem Rücken.
Kein Fleck ist an mir zu finden,
Ich bin gar Rein und klar
Aller meiner Sünden.
14. Ich bin rein um deinetwillen;
Du gibst g'nug Ehr' und Schmuck,
Mich darein zu hüllen.
Ich will dich ins Herze schließen;
O mein Ruhm, Edle Blum',
Laß dich recht genießen! |
15. Ich will dich mit Fleiß bewahren,
Ich will dir Leben hier,
Dir will ich abfahren;
Mit dir will ich endlich schweben
Voller Freud' Ohne Zeit
Dort im andern Leben. |
Wie soll ich dich empfangen
Wie soll ich dich empfangen,
Und wie begegn' ich dir,
O aller Welt Verlangen,
O meiner Seele Zier?
O Jesu, Jesu, setze
Mir selbst die Fackel bei,
Damit, was dich ergötze
Mir kund und wissend sei.
2. Dein Zion streut dir Palmen
Und grüne Zweige hin,
Und ich will dir in Psalmen
Ermuntern meinen Sinn.
Mein Herze soll dir grünen
In stetem Lob und Preis
Und deinem Namen dienen,
So gut es kann und weiss.
3. Was hast du unterlassen
Zu meinem Trost und Freud?
Als Leib und Seele saßen
In ihrem größten Leid,
Als mir das Reich genommen,
Da Fried und Freude lacht,
Da bist du, mein Heil,
Kommen und hast mich froh gemacht.
4. Ich lag in schweren Banden,
Du kommst un machst mich los;
Ich stund in Spott und Schanden,
Du kommst und machst mich groß
Und hebst mich hoch zu Ehren
Und schenkst mir großes Gut,
Das sich nicht läßt verzehren,
Wie irdisch Reichtum tut.
5. Nichts, nichts hat dich getrieben
Zu mir vom Himmelszelt
Als das geliebte Lieben,
Damit du alle Welt
In ihren tausend Plagen
Und großen Jammerlast,
Die kein Mund aus kann sagen,
So fest umfangen hast. |
6. Das schreib dir in dein Herze,
Du hochbetrübtes Heer,
Bei denen Gram und Schmerze
Sich häuft je mehr und mehr.
Seid unverzagt! Ihr habet
Die Hilfe vor der Tür;
Der eure Herzen labet
Und tröstet, steht allhier.
7. Ihr dürft euch nicht bemühen
Noch sorgen Tag und Nacht,
Wie ihr ihn wollet ziehen
Mit eures Armes Macht;
Er kommt, er kommt mit Willen,
Ist voller Lieb' und Lust,
All' Angst und Not zu stillen
Die ihm an euch bewußt.
8. Auch dürft ihr nicht erschrecken
Vor eurer Sündenschuld.
Nein, Jesus will sie decken
Mit seiner Lieb' und Huld.
Er kommt, er kommt den Sündern
Zu Trost und wahrem Heil,
Schafft, daß bei Gottes Kindern
Verbleib' ihr Erb' und Teil.
9. Was fragt ihr nach dem Schreien
Der Feind' und ihrer Tück'?
Ihr Herr wird sie zerstreuen
In einem Augenblick.
Er kommt, er kommt ein König,
Dem wahrlich alle Feind'
Auf Erden viel zu wenig
Zum Widerstande seind.
10. Er kommt zum Weltgerichte,
Zum Fluch dem, der ihm flucht;
Mit Gnad' und süßem Lichte
Dem, der ihn liebt und sucht.
Ach komm, ach komm, o Sonne,
Und hol uns allzumal
Zum ew'gen Licht und Wonne
In deinen Freudensaal! |
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