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ES Culham: DS6 2007/2008  
 
 

Paul Fleming

Biographie

Paul Fleming, ein deutscher Arzt und Schriftsteller, ist einer der bedeutendsten Lyriker des Barock und der Schüler von Martin Opitz.
Geboren am 5.10.1609 zu Hartenstein in Sachsen, wurde er Schüler der Thomasschule in Leipzig (1623), studierte dann hier Medizin, trieb jedoch daneben schönwissenschaftliche und philosophische Studien. Schon zu Ende des Jahres 1631 wurde er zum Dichter gekrönt; 1632 am 2. Mai Magister.
Auf der Suche nach einer beruflichen Karriere erwirbt Fleming 1640 an der Universität Leiden die medizinische Doktorwürde und will nach Reval gehen, um sich dort als Arzt niederzulassen. Doch auf der Reise dorthin stirbt Paul Fleming in dem Alter von 29 Jahren in Hamburg an einer Lungenentzündung.

Weitere wichtige Werke:

  • Geist- und weltliche poemata (1651)
  • Klagegedichte über ... Leiden und Tod Jesu Christi (1632)
  • Poetischer Gedichten ... Prodomus (1641)
  • Teutsche poemata (1642)

 

An sich

Sei dennoch unverzagt! Gib dennoch unverloren!
Weich keinem Glücke nicht, steh höher als der Neid,
Vergnüge dich an dir, und acht es für kein Leid,
Hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen.
 
Was dich betrübt und labt, halt alles für erkoren,
Nimm dein Verhängnis an, lass alles unbereut.
Tu, was getan sein muss, und eh man dirs gebeut.
Was du noch hoffen kannst das wird noch stets geboren.
 
Was klagt, was lobt man doch? Sein Unglück und sein Glücke
Ist sich ein jeder selbst. Schau alle Sachen an:
Dies alles ist in dir. Lass deinen eitlen Wahn,
 
Und eh du fürder gehst, so geh in dich zurücke.
Wer sein selbst Meister ist, und sich beherrschen kann,
Dem ist die weite Welt und alles untertan.

Wie er wolle geküsset sein

Nirgends hin, als auf den Mund:
Da sinkts in des Herzen Grund.
Nicht zu frei, nicht zu gezwungen,
Nicht mit gar zu faulen Zungen.
 
Nicht zu wenig, nicht zu viel:
Beides wird sonst Kinderspiel.
Nicht zu laut und nicht zu leise:
Bei der Maß' ist rechte Weise.
 
Nicht zu nahe, nicht zu weit:
Dies macht Kummer, jenes Leid.
Nicht zu trocken, nicht zu feuchte,
Wie Adonis Venus reichte.
 
Nicht zu harte, nicht zu weich,
Bald zugleich, bald nicht zugleich.
Nicht zu langsam, nicht zu schnelle,
Nicht ohn' Unterschied der Stelle.
 
Halb gebissen, halb gehaucht,
Halb die Lippen eingetaucht,
Nicht ohn Unterschied der Zeiten,
Mehr alleine denn bei Leuten.
 
Küsse nun ein jedermann,
Wie er weiß, will, soll und kann!
Ich nur und die Liebste wissen,
Wie wir uns recht sollen küssen.

Auf den Tod eines Kindes

Schlafe wohl, geliebtes Kind,
so viel tapfrer Helden sterben,
ganze Völker gar verderben,
und die Zeit verstiebt wie Wind;
wie soll da ein Mensch bestehn ?
Muß dies Ganze doch vergehn.
Schlafe wohl! Wir Armen, wir
bleiben, was wir immer waren:
jung von Weisheit, alt von Jahren,
unverständig für und für,
stumm an Mund, an Augen blind,
Kinder, wie wir kommen sind.