Till war eine Narrenfigur, die als historische Person um 1300 in Kneitlingen bei Braunschweig geboren und 1350
in Mölln bei Lübeck gestorben ist. Als Held eines Schwankbuchs (ältester erhaltener Druck 1515) neigt er dazu,
die Aufforderungen seiner Partner allzu wörtlich zu nehmen, anstatt sie sinngemäß zu erfüllen. Der große Erfolg des
Buches führte zu zahlreichen Neuauflagen, wie von J. Fischart, C. de Coster und G. Hauptmann. Das Buch wurde anonym
veröffentlicht. Es hat wegen der Bedeutung des Werkes große Anstrengungen gegeben, den anonymen Verfasser des Buches
ausfindig zu machen. Es wird oft der Braunschweiger Zollschreiber und Amtsvogt Hermann Bote als Autor vermutet, da im
Text eine Versform entdeckt wurde, die darauf schliessen laesst. Jürgen Schulz-Grobert wiederum versucht den Beweis zu
führen, dass der "Eulenspiegel" Anfang des 16. Jahrhunderts in der Buchdruckerei des Straßburger Buchdruckers Johannes
Grüninger sein Profil erhielt.
Textbeispiel:
Till gedieh prächtig. Jedoch bereits in seinem dritten Lebensjahr beklagten sich die Nachbarn,
dass Till ob seiner vielen Streiche ein Schalk wäre. Da nahm der Vater sich den Sohn vor und fragte ihn, warum
das so sei. Doch dieser stritt das entschieden ab. Um zu beweisen, dass die Nachbarn ihm Unrecht taten, bat er den Vater,
mit ihm durch Kneitlingen zu reiten. Vater Claus wollte sich davon überzeugen und nahm ihn hinter sich aufs Pferd und ritt
durch den Ort.
Doch Till lüftete die Hose und zeigte den empörten Anwohnern, ohne dass der Vater es merkte, seinen nackten Hintern.
Schäme dich, du bist wahrlich ein Narr , riefen diese ihm zu.
Der darüber verwirrte Vater setzte nun seinen Till vor sich auf das Pferd und ritt abermals durchs Dorf.
Aber nun steckte der Lausebengel den Nachbarn fortwährend die Zunge raus und grinste sie hämisch an. Und die
Leute riefen: Seht an, welch ein junger Schalk das ist!
Da sagte der Vater: Du bist freilich in einer unglückseligen Stunde geboren. Du sitzest still und schweigst und
tust niemandem etwas. Und doch sagen die Leute, du seiest ein Schalk!

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